Zauberhaft bis ins kleinste Detail

"... Im hellen Licht der Scheinwerfer sammelt ein kleiner flauschiger Hamster Vorräte für den nahenden Winter. Die Arbeit des kleinen Nagers hat die Zuschauer so sehr in den Bann gezogen, dass ihnen gar nicht mehr auffällt, dass er sich nicht von alleine bewegt und spricht. Zum Leben erweckt wird der Hamster aus dem Stück "Das Lied der Grille" jedoch von Annika Pilstl.

Wenn Annika Pilstl von ihrer Arbeit als Puppenspielerin erzählt, wird man unweigerlich von ihrer Begeisterung für diese Spielform angesteckt. Die gebürtige Passauerin beschloss mit 27 Jahren, ihrer Leidenschaft für das Theater nachzugehen. So kam es, dass sie 2004 ihre Ausbildung zur Puppen-spielerin an der renommierten Ernst Busch Hochschule für Schauspielkunst in Berlin abschloss. Nachdem Annika Pilstl fast 10 Jahre lang in Erfurt arbeitete, kehrte sie im vergangenen Jahr in ihre Heimat zurück.  Da war es natürlich naheliegend, dass sie auch in Passau das Genre des Puppentheaters etablieren wollte. Im Mai diesen Jahres eröffnete sie deshalb das Puppentheater in der Scheune gleich neben dem Severinstor. Die Produktionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Spektrum reicht von Stücken mit Hand- und Fingerpuppen, über Objekttheater, bis hin zu Schattentheatern.

Das wichtigste Ziel für Annika Pilstl ist es, alle Altersgruppen gleichermaßen zu unterhalten. Schwer fällt ihr dies jedoch nicht, denn spätestens, wenn der kleine pausbäckige Hamster seiner Freude über das Auffinden eines Erdbeertörtchens freien Lauf lässt, muss auch der letzte Zuschauer im Publikum herzhaft lachen ..."

Anna Rössler – kultürlich 9. Dezember 2014

Von Illusion und Schöpfung

"... Obraszow, die wichtigste Gestalt im modernen Puppentheater, ohne den es etwa Jim Hensons Muppets nicht gäbe, hat nicht nur Stab- und Klappmaulpuppen einem größeren Publikum bekannt gemacht. Er verstand sich schlichtweg nicht mehr als Direktor einer Bauchladenbühne, tourte mit mindestens 50 Mitarbeitern, die Requisite maß er in Waggonladungen. Annika Pilstl genügt bislang ein großer Koffer, aus dem sie allerlei handgefertigte Finger-, Hand- und die bereits erwähnten Klappmaulpuppen – sie haben einen durch den Spieler beweglichen Mund, vermitteln also die Illusi-on von Sprache – zutage fördert. „Ich darf vorstellen: Der Müller und der Tod – beide vom Puppengestalter Christian Werdin aus der Uckermark“. Es folgen noch die Geierwally sowie Grille und Eichhörnchen aus Pilstls erstem Solostück, welches im März auf der Neuburg Premiere feierte. Udo Schneeweiß aus Erfurt verlieh ihnen jeweils einen ganz eigenen Charakter. Wenn Pilstl sie über die Hand zieht, versteht man sofort: „Es geht hier um das Erlebnis, dass offensichtlich totes Material zum Leben erweckt wird. Eine kleine Zauberei, auf die man doch und nur allzu gern herein fällt.“ Eine kleine Schöpfung, also? Vielleicht brauchen wir Geschöpfe ja so etwas, damit uns das Stauen nicht abhanden kommt. ..."

Tobias Schmidt – Mein Passau 21. Mai 2014

Ein neuer Ort für Puppenspiel in der Region

"... Die Theatermacherin möchte mit dem Puppentheater in der Scheune einen neuen Ort für Puppenspiel und Objekttheater in der region etablieren. "Das wird wahrscheinlich nicht von heute auf morgen gehen", sagt die 41-Jährige. "Ich hoffe aber, dass mein Angebot entsprechende Nachfrage schafft. Dann könnte ich mehr als einen Spieltermin anbieten." Das neue Puppentheater machen unter anderem die Eigentümerin der Scheune, Margot Meierhofer, und der neue Betreiber Markus Rohmann möglich. Wie bisher vermieten sie das historische Gebäude am Severinstor für Veranstaltungen und Feste. Neuerdings öffnen sie es zusätzlich für kulturelle Veranstaltungen, vor allem für Theater. ..."

Passauer Neue Presse 21. Mai 2014